Heißes Pflaster im romantischen Bad Wimpfen am Neckar
Tagesfahrt des Freundeskreis Museum Grünberg am 29. Juni 2024
Warum nach Bad Wimpfen?, mögen sich einige gefragt haben. Tatsächlich fand am 29. Juni statt, was schon vor zwei Jahren geplant, aber wegen Corona nicht umgesetzt wurde. Im Juni 2022 ehrte das Museum im Spital Grünberg zwei bedeutende Menschen der Stadt zu deren 150. Geburtstagen: Theo Koch und Carl Geist, Amazonasforscher der eine, Maler der andere und ein Leben lang eng befreundet. Theo Koch widmete sich seinen Forschungsreisen, Carl Geist zog es in das lauschige Bad Wimpfen um zu malen. Zwar gibt es auch in Grünberg einige seiner Bilder, aber die meisten befinden sich in Bad Wimpfen. Grund genug, neben der Stadt auch eine weitere Gemäldeauswahl Carl Geists anzuschauen.
Einst als „Perle Hessens“ bekannt, beeindruckte die romantische Fachwerkstadt mit der majestätischen staufischen Kaiserpfalz, ihrer verwinkelten Altstadt, den wunderschönen Gärtchen und vielzähligen Türmen die Grünberger Gäste nachhaltig. Zwei sehr unterhaltsame und kundige Bad Wimpfener führten durch die Stadt und erzählten anschaulich in anheimelndem Schwäbisch Geschichtliches und Anekdotisches. „Mir sin arm aber schee“, hätten sich die Bad Wimpfener oftmals in ihrer Geschichte getröstet, und „schee“ fanden die Grünberger das Städtchen auch. Auf jeden Fall war die Stadtführung abwechslungsreich genug, um die hitzigen 34 Grad Außentemperatur und das „heiße Pflaster“ – romantische innerstädtische Hügel mussten gemeistert werden – zumindest zeitweilig zu vergessen. Zur Belohnung warteten in einem schwäbischen Restaurant gekühlte Getränke.
Am Nachmittag besuchten die Grünberger dann das Reichsstädtische Museum, untergebracht im „Alten Spital“, um 1230 von Johannitern gegründet. Für den Besuch aus Grünberg wurde eine größere Anzahl von Bildern Carl Geists gezeigt, der den überwiegenden Teil seines Lebens in Bad Wimpfen verbrachte. Dass er gelegentlich Bilder in Zahlung geben musste, um Rechnungen zu begleichen, erfuhren die Gäste ebenso wie so manche Details über das „Alte Spital“, das aus Kostengründen in Eigentumswohnungen oder Boutiquen umgewandelt werden sollte, heute jedoch dank einiger engagierter Menschen das Reichsstädtische Museum beherbergt, dessen anerkannte Arbeit dem städtischen Image zugutekommt.
Einige Grünberger erlebten am Nachmittag noch etwas ganz Besonderes: Sie scheuten den Aufstieg von über 100 Stufen trotz der Wärme nicht und erklommen den 58 Meter hohen „Blauen Turm“. Dieser Wehrturm der um 1200 errichteten Stauferburg ist bis heute Wahrzeichen der Stadt. Oben angekommen durften sie nicht nur den Blick über den Neckar genießen, sondern sogar noch die 54m² große Wohnung der „Türmerin“ besichtigen. Auch das ist eine historische Tradition in Bad Wimpfen: Der Turm bietet traditionell Wohnraum für einen Türmer bzw. eine Türmerin. Die jetzige Türmerin lebt inzwischen allein, ihre drei Kinder sind erwachsen und waren laut Auskunft ihrer Mutter keineswegs so begeistert wie die Grünberger über diese Wohnsituation. Vor allen Dingen die vielen mehrfach am Tag zu bewältigenden Stufen waren ihnen anfangs ein Graus. Wie zum Beweis überließ eine Besucherin der Türmerin einen halben Laib Brot, um diesen selbst nicht wieder hinabschleppen zu müssen und um der Türmerin einen Gang hinunter zum Einkaufen zu ersparen.
Gegen 17.00 Uhr ging es wieder zurück nach Grünberg. Und mehr als einmal war zu hören, „dass es so schön dort sein würde, hätte ich nicht gedacht!“
Carmen Lange